Wittelsbacher Herrscherfiguren

Das Adelsgeschlecht der Wittelsbacher lenkte über 700 Jahre die Geschicke Bayerns. Bis 1918 regierten sie als Herzöge, Kurfürsten und Könige. Zwei Wittelsbacher erlangten als Kaiser sogar die höchste Würde im Heiligen Römischen Reich. Und noch heute sind die beiden schillernden Wittelsbacher, der „Märchenkönig“ Ludwig II. und seine Cousine „Sisi“, Kaiserin Elisabeth von Österreich, weltberühmt.

Dass die Wurzeln der Wittelsbacher in Aichach liegen, ist wenigen bekannt. Welche spannende Geschichte die Wittelsbacher nach ihren Anfängen in Aichach geschrieben haben, erzählt die Ausstellung „Aichach - Wiege der Wittelsbacher“ im FeuerHaus.

Auf du und du mit den Wittelsbachern

15 lebensgroße Herrscher und Repräsentanten des Hauses Wittelsbach berichten aus der Ich-Perspektive von ihrem Leben und ihren Taten. Einige von ihnen wollen wir hier zu Wort kommen lassen: 

Otto IV. (1083/84 – 1156)

Mein Cousin und ich sind die einzigen Erben unserer Großeltern Otto und Haziga. Da wir beide Chef sein wollten, gingen wir getrennte Wege. Mein Cousin zog nach Dachau und ich auf die Burg Wittelsbach. Burg Scheyern machten wir zu einem Kloster.

Meine Frau gehört zur bedeutenden Familie Pettendorf-Lengenfeld-Hopfenohe, die große Besitzungen auf dem bayerischen Nordgau hat. Nach dem Tod meines Schwiegervaters erbte ich seinen gesamten Besitz und konnte somit meinen Einflussbereich wesentlich erweitern.

Unser Familiensitz liegt auf der Burg Wittelsbach. 1115 wird der Name Witilinesbac – Wittelsbach erstmals in einer Urkunde erwähnt. Unsere namensgebende Burg stammte aus dem Besitz meiner Großmutter Haziga und bildet nun das Zentrum unseres Adelsgeschlechts.

Als sein getreuer Gefolgsmann machte mich Kaiser Heinrich zum Pfalzgrafen von Bayern. Damit bin ich sein Stellvertreter in Bayern. Ich verwalte seine Güter und bin als Richter tätig.

Otto I. (1117 - 1183)

Als Pfalzgraf gehöre ich nun zu den Großen und Mächtigen. Um meiner Stellung gerecht zu werden halte ich mich oft in Regensburg auf, wo sich die Herzöge und Kaiser treffen.

Wir Wittelsbacher pflegten schon immer gute Beziehungen zu den Königen. So sind wir oft als Zeugen bei der Unterschrift von wichtigen Dokumenten zu gegen. Ich unterhielt dabei die engste Verbindung zum König. Ich war der ständige Begleiter und engste Vertraute des Stauferkönigs und späteren Kaisers Friedrich I. Barbarossa.

1154 begleitete ich Friedrich zu seiner Kaiserkrönung nach Rom. Nicht alle waren davon begeistert. Es kam immer wieder zu Schwierigkeiten mit den untereinander verfeindeten italienischen Städten. Auf unserem Rückweg wurde uns plötzlich der Weg an einem Engpass versperrt. Gemeinsam mit meinen besten Soldaten besiegte ich unsere Feinde und gewann die Schlacht bei der Veroneser Klause.

Als Dank für meine Treue belehnte Barbarossa mich 1180 mit dem Herzogtum Bayern. Als Herzog Otto I. regierte ich nur drei kurze Jahre bis zu meinem Tod.

Otto VIII. (vor 1180 – 1209)

Nach dem Tod Onkel Ottos I. wurde mein Vetter Ludwig Herzog. Mir blieb das Amt des Pfalzgrafen.

Unsere Familie war seit vielen Jahren eng mit den Staufern verbunden. Als 1197 Kaiser Heinrich VI. starb, meldete die Konkurrenz, die Welfen, sogleich Ansprüche auf den Thron an. In diesem Streit unterstützte ich natürlich den staufischen Kandidaten Philipp von Schwaben. Er versprach mir dafür zum Lohn die Hand seiner erst einjährigen Tochter. Damit wäre ich zum Schwager des Königs geworden. Später brach Philipp jedoch sein Versprechen und dafür wollte ich mich an ihm rächen.

Bei der Hochzeit seiner Nichte verschaffte ich mir Zugang zu seinen Gemächern und töte ihn. Zur Strafe nahm man mir meinen gesamten Besitz und ich wurde für vogelfrei erklärt. Ein Jahr lang war ich auf der Flucht, bevor man mich in der Nähe von Kelheim fasste. Dort enthauptete man mich und warf meinen Kopf in die Donau.

Ludwig IV. der Bayer (1282 – 1347)

25 Jahre musste ich mir das Herzogsamt mit meinem Bruder Rudolf teilen. Ständig machten er und seine Söhne mir das Leben schwer. Selbst nach meiner Krönung zum König 1314 gaben sie keinen Frieden! Erst als ich meinen Neffen 1329 die Pfalz überschrieb, kehrte Ruhe ein in diesen Zirkus.

Auch im Reich hatte ich mich gegen meine Konkurrenten durchgesetzt. Für die Krönung zum Kaiser musste ich mich mit dem Papst gutstellen. Das war aber gar nicht so einfach, weil ich auch mit ihm im Streit lag. Zum Glück waren mir die römischen Adeligen und Kardinäle wohl gesonnen. Sie stellten sich gegen Papst Johannes und krönten mich zum Kaiser. Jetzt konnte ich Papst Johannes eines auswischen! Ich setzte ihn einfach ab und ernannte einen eigenen Papst. Papst Johannes war es auch, der mir den Spitznamen Ludovicus Bavarus, also Ludwig der Bayer, verpasste. Er meinte es damals nicht schmeichelhaft, aber ich sehe als Kompliment!

Ludwig im Barte

Ich hatte große Pläne für mein Herzogtum. Da meine Schwester die Frau des französischen Königs Karl VI. war, verbrachte ich besonders in meiner Jugend viel Zeit am Pariser Hof und sammelte viel politische Erfahrung. Die Heirat mit zwei französischen Prinzessinnen – selbstverständlich nicht gleichzeitig – brachte mir politischen Einfluss und viel Geld ein. Da der König geisteskrank war, hatte es meine Schwester nicht leicht und ich unterstützte sie mit anderen Adligen bei der Regierung.

Als Bayern 1392 wieder geteilt wurde, dieses Mal sogar in vier Teile, erhielten wir ein sehr zerstückeltes Gebiet: das Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt. Ich nutzte meinen enormen Reichtum dazu, um mein Land zu stärken und auf Kosten der anderen Herzöge auszubauen. Das gefiel meinen Verwandten natürlich überhaupt nicht. Deswegen stritten wir uns jahrzehntelang und scheuten auch militärische Auseinandersetzungen nicht. Mein Cousin Heinrich XVI. versuchte mich sogar zu ermorden.

Auch mit meinem Sohn gab es häufig Streit. Schließlich enterbte ich ihn.Er verbündete sich ausgerechnet mit dem Landshuter Herzog Heinrich und sie besiegten mich 1443. Meine restlichen Lebensjahre musste ich in Gefangenschaft meines Erzfeindes Heinrich auf der Burg in Burghausen verbringen, ohne meine Pläne verwirklicht zu haben.

Kurfürst Maximilian

Zeit meines Lebens war ich zutiefst religiös und überzeugter Katholik. Das habe ich mit Cousin Ferdinand, dem Kaiser, gemeinsam. Schon während unseres Studiums an der Universität Ingolstadt standen wir uns nah. Dort unterrichteten uns die Jesuiten. Besonders interessierten mich die Rechtslehre und das Militärwesen.

Die Ausbildung konnte ich auch gut gebrauchen. Ab 1595 musste ich mich als Mitregent gleich mit den hohen Schulden des Landes befassen, wegen denen mein Vater 1597 freiwillig abdankte. Durch Sparsamkeit, tiefgreifende Reformen und eine effiziente Verwaltung gelang es mir, den Staatshaushalt innerhalb weniger Jahre in Ordnung zu bringen.

Als überzeugter Katholik setzte ich den wahren Glauben in Bayern mit  allen Mitteln durch. Auch im großen Religionskrieg wurde ich zum Albtraum der Protestanten. Ich kämpfte an der Seite des Kaisers für den katholischen Glauben. Als Dank übertrug er mir die Oberpfalz und die Kurwürde meiner protestantischen Verwandten. Aus meiner Sicht war die Kurwürde, also das Recht der Königswahl, das seit 1356 die Pfälzer Verwandtschaft besaß, endlich wieder bei uns in Bayern.

Herzog Max

Mein Name ist Maximilian Joseph Herzog in Bayern. Die Betonung liegt dabei auf dem in. Ich gehörte nämlich nicht zur regierenden Linie der Wittelsbacher. Aber ich war Chef der Nebenlinie, der Herzöge in Bayern. Verheiratet war ich mit der Stiefschwester König Ludwigs I. und unsere Tochter war Elisabeth, die man in der Familie Sisi nannte. Sie wurde später sogar Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn.

Als reicher Mann konnte ich mir so einiges leisten. In München ließ ich mir das Herzog-Max-Palais in der Ludwigstraße errichten. Dort gab es nicht nur ein Singcafé, sondern auch eine kleine Zirkusarena. Außerdem kaufte ich das Wasserschloss in Unterwittelsbach, das heute als Sisi-Schloss zu besichtigen ist.
Meine große Leidenschaft galt allerdings der bayerischen Volksmusik und vor allem dem Zitherspiel. Durch mich wurde die Zither auch in höfischen Kreisen beliebt. Ich fühlte mich dem Volk immer sehr verbunden. Daher spielte ich auch in so mancher Gastwirtschaft für die einfache Bevölkerung.

Ludwig III.

Eigentlich wollte ich gar nicht regieren. Das offizielle Repräsentieren lag mir so gar nicht. Ich kleidete mich lieber leger und mischte mich unters Volk. Trotzdem war ich politisch sehr engagiert. Ich beschäftigte mich mit Verkehrspolitik, Energieversorgung und Landwirtschaft. Ich besaß auch ein eigenes Landgut bei Starnberg. Deshalb nannten mich die Leute etwas gehässig den Millibauern.

Mit 67 bestieg ich doch noch den Thron. Ein Jahr später traf der Ausbruch des Ersten Weltkriegs unser Land völlig unvorbereitet. Die katastrophale Versorgungslage, die verzweifelte Lage an der Front und die schrecklichen Verluste machten das Volk kriegsmüde und sein Unmut wuchs.

Im November 1918 stimmte ich einer Verfassungsreform zu. Ein Parlament sollte die Staatsgeschäfte führen und ich hätte nur noch repräsentiert. Doch der Revolutionär Kurt Eisner kam uns zuvor: Einen Tag vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes versammelten sich zehn-tausende Menschen auf der Theresienwiese zu einer Friedensdemonstration. Eisner nutzte die Gelegenheit und erklärte das Haus Wittelsbach für abgesetzt. Am 8. November rief er den Freistaat Bayern aus. Ich musste aus der Stadt fliehen und entließ die bayerischen Beamten aus ihrem Treueeid. Abgedankt habe ich aber nie.


Weitere Wittelsbacher Herrscherfiguren finden Sie als Bronzefiguren im Wasserschloss Unterwittelsbach!