Eine kleine Geschichte der Wittelsbacher
Die Wittelsbacher lassen sich bis ins Jahr 1030 auf einen Vorfahren namens Otto zurückverfolgen. Durch die Heirat mit der reichen Grafentochter Haziga kam er unter anderem in den Besitz der Burg Scheyern, nach der er sich seit 1070 benannte.
1115 erscheint erstmals in einer Urkunde der Name Otto von Witilinesbac. Zu diesem Zeitpunkt lebte bereits ein Zweig der Familie auf der nun namensgebenden Stammburg bei Oberwittelsbach. Die Burg Scheyern wurde in ein Kloster umgewandelt.
Herkunft des Namens Wittelsbach
Erwähnt wird der Name Witilinesbac erstmals in einer Urkunde von 1115. Mit dieser schenkte Kaiser Heinrich V. seinem Getreuen Otto von Wittelsbach das Gut Wilenbac (Ober-/Unterweilenbach, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen) mit allen Zugehörungen.
Der Name Wittelsbach kommt von der Burg, auf der das Grafengeschlecht residierte. Der Ursprung des Namens geht vermutlich auf einen Dienstmann Witilo zurück, der auf der Vorgängerburg saß. Er oder ein gleichnamiger Vorfahr gab Bach, Dorf und Burg seinen Namen.
Der Aufstieg der Wittelsbacher begann, als Kaiser Heinrich V. Otto IV. spätestens 1121 zum Pfalzgrafen von Bayern machte. Damit war er der Stellvertreter des Königs im Herzogtum.
1180 folgte ein weiterer Karrieresprung. Kaiser Friedrich Barbarossa ernannte Pfalzgraf Otto V. zum Herzog von Bayern. Damit zählten die Wittelsbacher endgültig zu den Großen im Reich.
Durch eine geschickte Hausmachtpolitik bauten sie ihre Macht und ihr Territorium weiter aus. Die Heirat Ludwigs I. mit Ludmilla von Böhmen brachte nicht nur Prestige, sondern auch die weiß-blauen Rauten ins Wappen.
Erlangung der Pfalzgrafenwürde
1111 reiste König Heinrich V. nach Rom, um seinen Streit mit dem Papst, den sogenannten Investiturstreit, beizulegen. Dabei wurde gestritten, wem das Recht zur Einsetzung der Bischöfe zustand. Heinrich wollte sich mit Papst Paschalis versöhnen, damit dieser ihn zum Kaiser krönte.
Auch Otto IV. begleitete den König, um ihn zu unterstützen. Der Streit konnte nicht beendet werden. So nahm Heinrich den Papst gefangen und erzwang seine Krönung zum Kaiser. Dafür wurden er und seine Gehilfen mit dem Kirchenbann belegt.
Als Dankbarkeit für Ottos Hilfe ernannte Kaiser Heinrich ihn zum Pfalzgrafen von Bayern. Er war somit der Stellvertreter des Königs in Bayern und verwaltete seine Güter.
Ein weiterer Karrieresprung
Otto V. galt als engster Vertrauter Friedrich Barbarossas. Wie schon sein Vater begleitete auch er den Kaiser auf seinen Italienfeldzügen und übernahm auch diplomatische Aufgaben.
Über das Herzogtum Bayern herrschte seit 1156 der Welfe Heinrich der Löwe. Er war zugleich Herzog von Sachsen. Als Barbarossa den Löwen um seine Unterstützung im Krieg gegen die italienischen Städte bat, lehnte dieser ab. Das führte zum Zerwürfnis. Schließlich wurde Heinrich 1180 mit der Reichsacht belegt und floh nach England.
Nun wurde Ottos Treue belohnt. Heinrich der Löwe wurde als bayerischer Herzog abgesetzt und Otto V. die Herzogswürde verliehen. Als Herzog Otto I. stand er am Anfang der langen Herrschaft der Wittelsbacher in Bayern.
Kaisertum und Landesteilungen
Herzog Ludwig IV., auch der Bayer genannt, gelang es als erstem Wittelsbacher die Königs- und Kaiserwürde zu erringen. Im Kampf um die Kaiserkrone setzte er sich gegen die Habsburger und andere mächtige Fürsten durch. Nach Kaiser Ludwigs Tod 1347 ging das Kaisertum für die Wittelsbacher verloren.
Geschickte Hausmachtpolitik
Das Herzogtum sollte nach Ludwigs Tod, so zumindest sein Wunsch, nicht wieder unter seinen Erben geteilt und damit geschwächt werden. Ludwig hatte sechs Söhne. Um eine Teilung zu vermeiden, nutzte er seine Stellung als König und vergrößerte sein Territorium. So sollten seine Söhne jeweils eigene Territorien außerhalb des Herzogtums erhalten. Dies gelang ihm durch eine geschickte Heiratspolitik und die Einziehung von Reichslehen.
Im Hausvertrag von Pavia teilte Ludwig 1329 die Pfalz bei Rhein und die Oberpfalz von seinem Gebiet ab und unter den Söhnen seines Bruders Rudolf auf. So entstanden ein Bayerischer und ein Pfälzer Familienzweig. Der Vertrag regelte auch das gegenseitige Vorkaufs- und Erbrecht. Durch die Abtrennung der Gebiete sicherte sich Ludwig nicht nur die Loyalität seiner Neffen. Die pfälzischen und die bayerischen Lande wurden als Herrschaftsgebiet einer Dynastie anerkannt. Erst 1777 sollte der Vertrag zum Tragen kommen, als die bayerische Linie ausstarb.
Die bayerischen Herzöge konnten sich glücklich schätzen. Im Gegensatz zu anderen Dynasten hatten sie immer genug männliche Nachkommen, um die Herrschaft zu sichern. Doch viele Söhne brachten auch die Schwierigkeit der Erbteilung mit sich. Da man sich auf keine gemeinsame Regierung einigen konnte, entbrannte eine Fehde um das bayerische Herrschaftsgebiet. Nach der dritten Landesteilung 1392 war der wittelsbachische Besitz in die Teilherzogtümer Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut, Bayern-München und Straubing-Holland zersplittert.
Nachdem das Herzogtum seit 1255 insgesamt drei Mal geteilt wurde, wurde es erst 1505 nach dem Landshuter Erbfolgekrieg endgültig wieder vereint.
Erbitterte Kämpfe
Nach der Teilung des Herzogtums in vier Teilherzogtümer versuchten die jeweiligen Herzöge das Land auf Kosten ihrer Verwandten wieder zu einen. Besonders Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt und Heinrich XVI. von Bayern-Landshut führten einen erbitterten Krieg gegeneinander.
Im Zuge jahrzehntelanger Kämpfe geriet auch Aichach mehrmals zwischen die Fronten. Doch die Aichacher hatten Glück: Im Gegensatz zu Friedberg wurde Aichach niemals zerstört oder eingenommen.
Der Konflikt zwischen Ludwig und Heinrich konnte erst beendet werden, als Ludwigs gleichnamiger Sohn, genannt der Bucklige, sich mit dem Landshuter verbündete. Nach seiner Niederlage war der Ingolstädter bis zu seinem Tod 1447 in Gefangenschaft seines Vetters Heinrich.
Nachdem innerhalb von zwei Jahren beide Ingolstädter Herzöge ohne Nachkommen verstarben, wurde ihr Territorium zwischen den Münchner und Landshuter Herzögen aufgeteilt.
Royaler Aufstieg
Royaler Aufstieg
Die von Martin Luther angestoßene Reformation spaltete Europa in ein katholisches und ein protestantisches Lager. Im daraus resultierenden Dreißigjährigen Krieg fanden sich die Wittelsbacher auf beiden Seiten wieder.
Die Anhänger der Katholischen Liga gewannen aber Schritt für Schritt die Oberhand. Kaiser Ferdinand sprach dem bayerischen Herzog Maximilian I. 1623 für seine Treue die Oberpfalz samt Kurwürde zu. Von nun an gehörten die bayerischen Wittelsbacher zum Kreis der Kurfürsten, der den römisch-deutschen König wählte. Das Herzogtum wurde zum Kurfürstentum aufgewertet.
Der große Reformer
Das Herzogtum stand Ende des 16. Jahrhunderts vor dem Bankrott. Maximilian I., seit 1595 Mitregent und ab 1597 Herzog, leitete umfassende politische, rechtliche und gesellschaft- liche Reformen ein. Für die Umsetzung seiner Vorgaben baute er eine effiziente Verwaltung auf. Er betrieb auch eine kluge Wirtschaftspolitik, indem er Monopole einrichtete und Steuern und Zölle erhob – besonders auf Salz und Weißbier. So konnte er den Staatshaus-halt innerhalb weniger Jahre ordnen und auch während des Dreißigjährigen Krieges im Gleichgewicht halten.
Auch im religiösen Bereich setzte Maximilian strenge Maßstäbe.
Er nahm Einfluss auf die Einsetzung von Bischöfen und zwang seine Untertanen durch das kirchliche Polizeiregiment in Baiern die streng katholischen Bestimmungen in ihrem Lebensalltag einzuhalten.
So wurden 1614 in Aichach 24 Bäcker abgestraft, die auf ihren Fahrten nach Augsburg das Fastengebot übertraten.
Mit dem Tod des kinderlosen Max III. Joseph 1777 erlosch die bayerische Linie der Wittelsbacher. Nun kam der Hausvertrag von Pavia aus dem Jahr 1329 zum Tragen, in dem die gegenseitige Erbfolge der bayerischen und der Pfälzer Linie vereinbart wurde. Die Pfälzer Linie zog zwar nach München, behielt aber ihre Nähe zu Frankreich. Unter Napoleon wurde diese Bündnistreue mit der Erhebung Bayerns zum Königreich belohnt.
Ein Pfälzer in Bayern
Der Wittelsbacher Kaiser Karl VII. starb mitten im Österreichischen Erbfolgekrieg. Das Herzogtum und das Haus Wittelsbach waren extrem geschwächt. So musste Max III. Joseph auf die Nachfolge seines Vaters auf den Kaiserthron verzichten und ihn Franz Stephan von Lothringen, dem Mann Maria Theresias, überlassen.
Max Joseph versuchte die Familie wieder zu alter Stärke zu führen. Darum näherte er die Pfälzer und bayerische Linie vertraglich einander an. Als er kinderlos verstarb, übernahm der Pfälzer Karl Theodor den neuen Doppelstaat Pfalz-Baiern.
Karl Theodor musste seine Residenz nach München verlegen, obwohl er lieber in Heidelberg geblieben wäre. Daher bot er den Österreichern Bayern im Tausch gegen die österreichischen Niederlande an. Dies erzürnte die übrigen Wittelsbacher und Preußen und der Bayerische Erbfolgekrieg brach aus.
Der Anfang vom Ende
Bayern und seine Könige durchlebten im 19. Jahrhundert eine Vielzahl von Veränderungen. Als Folge der Französischen Revolution hatte sich die politische Landkarte Europas erheblich verändert. Nach der Niederlage Napoleons, wurden auf dem Wiener Kongress 1814/15 die Grenzen neu gezogen und der Deutsche Bund gegründet.
Ab 1848 wurden eine großdeutsche Lösung unter der Führung von Österreich oder eine klein-deutsche Lösung ohne Österreich, aber unter der Vorherrschaft von Preußen erwogen. Bayern, das seine Selbstständigkeit nicht aufgeben wollte, plädierte für einen Mittelweg. Die kleinen Staaten sollten dabei ein Gegengewicht zu den Großmächten bilden. 1871 willigte Bayern in die kleindeutsche Lösung ein und das Deutsche Reich wurde gegründet.
Innerhalb des neuen Staatengebildes behielt Bayern weitgehende Selbstständigkeit, geriet aber zusehends in immer größere Abhängigkeit von Preußen. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Durch diesen geschwächt, wurden die Wittelsbacher abgesetzt und mit ihnen die Monarchie 1918 abgeschafft. Dies bedeutete das Ende des Königreichs und den Anfang des Freistaates Bayern.
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